21 Superlative den Northwest Territories
Wer hinauf in den Sternenhimmel blickt, fühlt sich manchmal klein und unbedeutend. Auch die Northwest Territories vermitteln dieses Gefühl. Ein Ort der Superlative, größer als die eigene Vorstellungskraft.
Wer hinauf in den Sternenhimmel blickt, fühlt sich manchmal klein und unbedeutend. Auch die Northwest Territories vermitteln dieses Gefühl. Ein Ort der Superlative, größer als die eigene Vorstellungskraft.
Der größte Wasserfall
Mit einer Oberfläche von 16.000 Quadratkilometern und 85 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Tag könnte dem Wasser der Virginia Falls – in der Sprache der Dene auch Náilicho genannt – ein olympisches Schwimmbecken in nur 2,5 Sekunden gefüllt werden. Das Herzstück des Nahanni National Park Reserve ist doppelt so hoch wie die Niagarafälle und gilt als der weltweit größte Wasserfall in der Wildnis.
Die tödlichste Passage
Jahrhundertelang versetzte die Northwest Passage, die enge, mit Eis durchzogene und labyrinthartige Wasserstraße im Norden Kanadas, Seeleute in Angst und Schrecken. Hunderte kamen dort zu Tode, unter anderem auch der legendäre Sir John Franklin. Heute können Gäste bei einer luxuriösen Kreuzfahrt die Geschichte noch einmal Revue passieren lassen. Berüchtigte Lokale wie das Parry's Rock in Winter Harbour, das Wrack der Investigator in der Mercy Bay, die düsteren Smoking Hills und die gefährliche Prince of Wales Strait sowie die Ortschaften Sachs Harbour und Ulukhaktok zeugen bis heute von der bewegten Vergangenheit.
Der größte See
Great Bear Lake gilt als Inbegriff der nördlichen Seen. Er ist so groß wie Vancouver Island. Der größte Süßwasserspeicher Kanadas umfasst 31.000 Quadratkilometer und verfügt über genug Wasser, um alle Haushalte in Kanada 500 Jahre lang zu versorgen. Kein Wunder, denn der See ist echt tief!
Der größte Fisch
In den Tiefen des Great Bear Lake tummeln sich auch jede Menge Süßwasserfische. Die Seeforelle wird hier so groß wie ein zehnjähriges Kind – ein echtes See-Ungeheuer! Fischer aus dem Stamm der Dene haben schon 40 Kilogramm schwere Ungetüme aus dem Wasser gezogen. Der Rekord im Sportfischen liegt bei 36 Kilogramm – gefangen von einem Angler in einer Fischerhütte am Westufer des Sees.
Die wildeste Lichtershow
Kristallklare Nächte ohne Lichtverschmutzung und optimale geografische Bedingungen direkt unter dem Aurora-Oval: Kein Wunder, dass die Northwest Territories als weltbester Ort für Nordlichtbeobachtungen gelten. Die spektakuläre Lichtershow wird in mehr als 200 Nächten pro Jahr aufgeführt.
Das raueste Wetter
Bei einer Reise an den äußersten Zipfel dieser Region spüren Besucher, was das raueste Wetter der Welt bedeutet. Laut Meteorologen sind die frostigen Parry Islands ganz oben am arktischen Archipel aufgrund einer Kombination aus Wolken, Feuchtigkeit, Wind und gnadenloser Kälte die extremste und lebensfeindlichste Ecke Kanadas. Selbst für die Inuit galt die asteroidenartige Umgebung als Niemandsland. Es gibt keine Pflanzen und keine Tiere, kein Grund für Menschen also, sich hier aufzuhalten. Ein Überleben wäre kaum möglich.
Das kräftigste Tier
Das stattlichste Tier in den Northwest Territories ist das gigantische Waldbison, das hier in Herden über die Highways trottet, den Verkehr blockiert und generell einfach macht, worauf es gerade Lust hat. Die Art ist größer und dunkler als die Verwandten aus der Prärie im Süden und kann eine Schulterhöhe von fast zwei Metern erreichen. Mit einer Tonne ist der zottelige Genosse auch nicht gerade ein Leichtgewicht. Waldbisons sind die größten Landtiere auf der westlichen Hemisphäre. Dass besser ausreichend Abstand zu ihnen gehalten wird, versteht sich wohl von selbst.
Der tiefste See
Unweit der Kleinstadt Lutselk’e liegt der Great Slave Lake. Das dunkle und eiskalte Gewässer ist bis zu 613 Meter tief – der CN Tower in Toronto würde also locker darin Platz finden! Der Great Slave Lake ist nicht nur der tiefste See in Nordamerika, sein Grund ist auch der tiefste natürliche Punkt auf dem Kontinent.
Der einsamste Park
Der Tuktut-Nogait-Nationalpark ist so abgelegen, dass sich in manchen Jahren keine Menschenseele an diesen Ort verirrt. Den Karibus, Greifvögeln, Wölfen und Grizzlys im Park kommt das ziemlich entgegen, denn die finden Menschen eh nicht so spannend.
Die entlegenste Straße
Der Dempster Highway ist der Beginn der nördlichsten Fernstraße Kanadas. Der Roadtrip auf dem Highway führt bis zum Polarkreis, hinauf nach Inuvik und zum Delta des Mackenzie River. Außerdem beginnt dort der neue Highway nach Tuktoyaktuk, einer Siedlung in der Arktis, die bekannt ist für Pingos (im Permafrost entstandene Erdhügel), Karibus und die Kultur der Inuvialuit.
Der mächtigste Strom
Mit einem Wassereinzugsgebiet, das ein Fünftel Kanadas ausmacht, ist der Mackenzie River der bedeutendste Fluss des Landes. Von der Quelle bis ins Meer legt er 4.000 Kilometer zurück. Vor Norman Wells ist der scherzhaft auch „Big Mac“ genannte Strom mehr als vier Kilometer breit. An einem Canyon bei Fort Good Hope namens The Ramparts verengt er sich hingegen auf nur 0,5 Kilometer. Kulturell gesehen ist der Fluss ein Mega-Highway quer durch das Heimatland des Dene-Stamms. Für Paddler ist das eine endlose Pilgertour und die beste Möglichkeit, mitten ins Herz der Northwest Territories vorzudringen.
Der längste Wanderweg
Mit einer Länge von 335 Kilometern ist der Canol Trail der längste Wanderweg durch die Wildnis Nordamerikas. Backpacker benötigen oft mindestens drei Wochen für die gesamte Route und sind dabei völlig auf sich allein gestellt. Unterwegs gibt es keine Zivilisation und auch andere Wanderer werden selten angetroffen. Dafür gibt es Millionen namenlose Gipfel, unberührte Täler und unzählige Tiere zu sehen die noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen haben. Doch Achtung: Auch Grizzlybären streifen durch die Gegend.
Der größte Park
Der Wood-Buffalo-Nationalpark ist das größte Schutzgebiet in Kanada und das zweitgrößte weltweit. Es ist größer als viele unabhängige Staaten und umfasst einen Großteil der borealen Zone, in der die letzten Bisonherden leben, die einst den gesamten Kontinent bevölkerten. Superlative gibt es hier überall: der größte Biberdamm, das größte Süßwasserdelta und eine bedrohte Vogelart, die etwas ganz Besonderes ist:
Der seltenste Vogel
Schreikraniche sind die wahrscheinlich bedrohteste Vogelart in ganz Nordamerika. Doch in den Sumpfgebieten in der Nähe von Fort Smith erholt sich die Population der scheuen Watvögel wieder. Während es einst gerade mal zwei Dutzend waren, leben hier inzwischen wieder um die 500 Tiere. Das liegt teilweise auch am Schutz des Lebensraums im Sommer. Die lustigen Gesellen sind leicht zu erkennen: Mit 1,50 Metern Größe ist der Schreikranich der größte Vogel auf dem Kontinent.
Der kälteste Highway
Jeden Winter führt zwei Monate lang die längste Eisstraße der Welt durch die Region North Slave. Auf 600 Kilomtern gefrorener Straße geht es vorbei an Seen und durch die weite Tundra bis zur Grenze von Nunavut. Die Privatstraße ist eigentlich für die Trucks der Bergbauunternehmen angelegt, es sind aber auch Jäger, Fotografen und Abenteurer unterwegs. Wer sich auf diese Straße traut, benötigt Mut, reichlich Benzin und eine Arktis-taugliche Ausrüstung.
Der nördlichste Fluss
Der Thomsen River, dessen kristallklares Wasser durch die baumlose Tundra des Aulavik-Nationalpark fließt, gilt als der nördlichste schiffbare Fluss des Planeten. Jedes Jahr im Sommer paddeln Kanufahrer mit der Schneeschmelze Richtung Nordpolarmeer und haben dabei unter anderem die Gelegenheit, Moschusochsen zu beobachten. Als Verpflegung unterwegs dienen frisch gefangene Saiblinge, Felchen und die nördlichste Forelle der Welt. Mit sorgfältiger Planung kann die Reise auch auf eigene Faust unternommen werden. Am einfachsten ist es aber mit einem Guide, der Besucher sicher nach Norden begleitet.
Der entlegenste Ort
Willkommen in der leersten Region Kanadas! Die riesige unbewohnte Zone zwischen dem Ostufer des Great Slave Lake und der Küste der Hudson Bay hat die niedrigste Bevölkerungsdichte außerhalb der Antarktis. In den Barrenlands gibt es keine Straßen, keine Häuser und keine Coffeeshop-Kette. Ein paar Fischerhäuser finden sich hier und da – und sagenumwobene Flüsse wie der Thelon River sowie Tausende Karibus, Wölfe, Moschusochsen, Grizzlys und andere Kreaturen. Ein Paradies für Misanthropen!
Die reichste Region
In den Northwest Territories gab es einst zahlreiche Goldminen, einige der ersten Ölquellen Kanadas sowie eine Uranium-Mine, aus der das Material für das Manhattan Project stammte – einem Forschungsprojekt der USA während des Zweiten Weltkrieges zur Entwicklung und zum Bau einer Atombombe. Und das, wonach in der Region heute gesucht wird, ist sogar noch wertvoller: In den 1990er-Jahren wurden hier die ersten Diamanten Kanadas entdeckt. Aufgrund der reichen Bodenschätze ist das Land jetzt der drittgrößte Diamantproduzent der Welt.
Das kurioseste Tier
Nanulak, Eisgrizzly, Greisbär, Eizzly - man kann ihn nennen, wie man will. Es handelt sich um eine kuriose Mischung aus Grizzly und Eisbär. Die hybride Art entstand durch die Paarung von Eisbärweibchen mit männlichen Braunbären, die aufgrund des Klimawandels immer weiter Richtung Norden gewandert sind. Aktuell sind in den Northwest Territories nur zwei solcher Hybridbären offiziell bestätigt. Es wird jedoch vermutet, dass in der Tundra rund um Sachs Harbour und Uluhaktok weitere Exemplare herumstreunen.
Das erste Spiel
Kurios: Hockey wurde in den Northwest Territories erfunden. Als Sir John Franklin in den 1820er-Jahren hier den Winter verbrachte, spielten Männer auf einem zugefrorenen Tümpel in der Nähe des Great Bear Lake ein hockeyähnliches Spiel. Das ist der älteste dokumentierte Nachweis einer der beliebtesten Sportarten der Welt.
Das älteste Gestein
Auf einer Insel in einem Fluss nördlich von Wekweeti, ganz oben in den Barrenlands, befindet sich ein Steinkomplex aus der Urzeit. Der sogenannte Acasta-Gneis ist mehr als vier Milliarden Jahre alt und gilt als das älteste freiliegende Gestein, das jemals gefunden wurde. Steinalt, sozusagen.